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14.8.2025

Digitaler Gesundheitszwilling: Der Blick in die eigene Zukunft

Wie KI Krankheiten vorhersagen und Prävention gezielter machen könnte

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Die medizinische Forschung bewegt sich in rasantem Tempo auf eine Zukunft zu, in der Krankheiten nicht erst behandelt, sondern bereits im Entstehen erkannt und gestoppt werden können. Ein Schlüssel dafür ist der sogenannte digitale Gesundheitszwilling – ein virtuelles Abbild des eigenen Körpers, erstellt aus einer Vielzahl individueller Daten und ständig aktualisiert.

Am Weizmann-Institut für Wissenschaft in Israel arbeitet ein Forschungsteam daran, diese Vision Realität werden zu lassen. Grundlage ist das Human Phenotype Project, eine der umfassendsten Gesundheitsstudien weltweit. Seit 2018 werden hierfür Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Jahrzehnte hinweg begleitet. Alle zwei Jahre finden detaillierte Untersuchungen statt, die von Blut- und Mikrobiomanalysen über genetische Profile bis hin zu Knochendichte-Messungen, Schlafdaten, Ernährungstagebüchern und kontinuierlichen Blutzuckermessungen reichen. Ziel ist es, ein vollständiges Bild der individuellen Gesundheit über die Zeit zu erfassen.

Was der digitale Zwilling leisten kann

Aus diesen Daten lernt eine Künstliche Intelligenz, Muster zu erkennen und Entwicklungen vorherzusagen. Erste Ergebnisse sind vielversprechend:

  • Früherkennung: Das Modell kann ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes Jahre vor dem Ausbruchidentifizieren.
  • Biologisches Alter bestimmen: Die KI analysiert, wie „alt“ einzelne Körpersysteme wirklich sind – ein oft präziserer Indikator als das Kalenderalter.
  • Individuelle Szenarien simulieren: Was passiert, wenn die Ernährung umgestellt, das Training intensiviert oder ein bestimmtes Medikament eingenommen wird? Der digitale Zwilling kann prognostizieren, wie sich solche Veränderungen auf die persönliche Gesundheit auswirken.
  • Mikrobiom als Frühwarnsystem: Veränderungen in der Darmflora können auf Erkrankungen wie Endometriose, Brustkrebs oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hinweisen.

Besonders spannend ist die Möglichkeit, präventive Strategien vorab zu testen. Anstatt auf allgemeine Empfehlungen zu setzen, könnten Maßnahmen künftig auf hochgradig personalisierten Prognosen basieren.

"Was passiert, wenn die Ernährung umgestellt, das Training intensiviert oder ein bestimmtes Medikament eingenommen wird? Der digitale Zwilling kann prognostizieren, wie sich solche Veränderungen auf die persönliche Gesundheit auswirken.“

Langfristig könnte jede Person über ein digitales Interface den eigenen Gesundheitsverlauf verfolgen – inklusive wissenschaftlich fundierter Empfehlungen, welche Schritte den größten Nutzen bringen. Damit rückt eine Medizin näher, die nicht nur Krankheiten behandelt, sondern aktiv Gesundheit gestaltet.

Chancen und offene Fragen

Solche Entwicklungen sind nicht nur ein Meilenstein für die Forschung, sondern auch ein Ausblick darauf, wie Prävention und Longevity-Medizin in den kommenden Jahrzehnten aussehen könnten.

Chancen:
  • Prävention statt Behandlung
  • Personalisierte Empfehlungen mit nachweislichem Nutzen
  • Frühzeitige Risikoerkennung

Herausforderungen:
  • Datenschutz und Datensicherheit
  • Hohe Kosten komplexer Untersuchungen
  • Gefahr der Überintertretation von Prognosen

Realistische Perspektive

So faszinierend das Konzept des digitalen Gesundheitszwillings ist, in Europa bleibt es vorerst ein Blick in die Zukunft. Datenschutzvorgaben wie die DSGVO, der Bedarf an großen und langfristig erhobenen Datensätzen sowie die notwendige medizinische Validierung setzen hohe Hürden. In den kommenden fünf Jahren dürften sich erste Anwendungen vor allem auf spezialisierte Pilotprojekte und private Longevity-Programme beschränken. Eine breite Integration in das öffentliche Gesundheitssystem ist realistisch betrachtet frühestens in einem Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren denkbar – und nur, wenn Datenschutz, Finanzierung und praktische Umsetzbarkeit überzeugend gelöst werden.

Trotzdem zählt der digitale Gesundheitszwilling zu den spannendsten Entwicklungen in der Präventionsmedizin – mit dem Potenzial, die Gesundheitsvorsorge grundlegend zu verändern.

Referenzen

Reicher, L., Shilo, S., Godneva, A. et al. Deep phenotyping of health–disease continuum in the Human Phenotype Project. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03790-9

Experte

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Die medizinische Forschung bewegt sich in rasantem Tempo auf eine Zukunft zu, in der Krankheiten nicht erst behandelt, sondern bereits im Entstehen erkannt und gestoppt werden können. Ein Schlüssel dafür ist der sogenannte digitale Gesundheitszwilling – ein virtuelles Abbild des eigenen Körpers, erstellt aus einer Vielzahl individueller Daten und ständig aktualisiert.

Am Weizmann-Institut für Wissenschaft in Israel arbeitet ein Forschungsteam daran, diese Vision Realität werden zu lassen. Grundlage ist das Human Phenotype Project, eine der umfassendsten Gesundheitsstudien weltweit. Seit 2018 werden hierfür Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Jahrzehnte hinweg begleitet. Alle zwei Jahre finden detaillierte Untersuchungen statt, die von Blut- und Mikrobiomanalysen über genetische Profile bis hin zu Knochendichte-Messungen, Schlafdaten, Ernährungstagebüchern und kontinuierlichen Blutzuckermessungen reichen. Ziel ist es, ein vollständiges Bild der individuellen Gesundheit über die Zeit zu erfassen.

Was der digitale Zwilling leisten kann

Aus diesen Daten lernt eine Künstliche Intelligenz, Muster zu erkennen und Entwicklungen vorherzusagen. Erste Ergebnisse sind vielversprechend:

  • Früherkennung: Das Modell kann ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes Jahre vor dem Ausbruchidentifizieren.
  • Biologisches Alter bestimmen: Die KI analysiert, wie „alt“ einzelne Körpersysteme wirklich sind – ein oft präziserer Indikator als das Kalenderalter.
  • Individuelle Szenarien simulieren: Was passiert, wenn die Ernährung umgestellt, das Training intensiviert oder ein bestimmtes Medikament eingenommen wird? Der digitale Zwilling kann prognostizieren, wie sich solche Veränderungen auf die persönliche Gesundheit auswirken.
  • Mikrobiom als Frühwarnsystem: Veränderungen in der Darmflora können auf Erkrankungen wie Endometriose, Brustkrebs oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hinweisen.

Besonders spannend ist die Möglichkeit, präventive Strategien vorab zu testen. Anstatt auf allgemeine Empfehlungen zu setzen, könnten Maßnahmen künftig auf hochgradig personalisierten Prognosen basieren.

"Was passiert, wenn die Ernährung umgestellt, das Training intensiviert oder ein bestimmtes Medikament eingenommen wird? Der digitale Zwilling kann prognostizieren, wie sich solche Veränderungen auf die persönliche Gesundheit auswirken.“

Langfristig könnte jede Person über ein digitales Interface den eigenen Gesundheitsverlauf verfolgen – inklusive wissenschaftlich fundierter Empfehlungen, welche Schritte den größten Nutzen bringen. Damit rückt eine Medizin näher, die nicht nur Krankheiten behandelt, sondern aktiv Gesundheit gestaltet.

Chancen und offene Fragen

Solche Entwicklungen sind nicht nur ein Meilenstein für die Forschung, sondern auch ein Ausblick darauf, wie Prävention und Longevity-Medizin in den kommenden Jahrzehnten aussehen könnten.

Chancen:
  • Prävention statt Behandlung
  • Personalisierte Empfehlungen mit nachweislichem Nutzen
  • Frühzeitige Risikoerkennung

Herausforderungen:
  • Datenschutz und Datensicherheit
  • Hohe Kosten komplexer Untersuchungen
  • Gefahr der Überintertretation von Prognosen

Realistische Perspektive

So faszinierend das Konzept des digitalen Gesundheitszwillings ist, in Europa bleibt es vorerst ein Blick in die Zukunft. Datenschutzvorgaben wie die DSGVO, der Bedarf an großen und langfristig erhobenen Datensätzen sowie die notwendige medizinische Validierung setzen hohe Hürden. In den kommenden fünf Jahren dürften sich erste Anwendungen vor allem auf spezialisierte Pilotprojekte und private Longevity-Programme beschränken. Eine breite Integration in das öffentliche Gesundheitssystem ist realistisch betrachtet frühestens in einem Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren denkbar – und nur, wenn Datenschutz, Finanzierung und praktische Umsetzbarkeit überzeugend gelöst werden.

Trotzdem zählt der digitale Gesundheitszwilling zu den spannendsten Entwicklungen in der Präventionsmedizin – mit dem Potenzial, die Gesundheitsvorsorge grundlegend zu verändern.

Experte

Münster

Dr. Ulrich Frohberger

Referenzen

Reicher, L., Shilo, S., Godneva, A. et al. Deep phenotyping of health–disease continuum in the Human Phenotype Project. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-025-03790-9

Wissenschaftliche Begriffe

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