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Das Proteinrätsel: Die Debatte über Nahrungsproteine für gesundes Altern

Führt eine proteinreiche oder proteinarme Ernährung zu Langlebigkeit und Wohlbefinden?

Eier im Karton

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Wenige Themen im Bereich Ernährung und gesundes Altern haben so viele Debatten ausgelöst wie die Proteinzufuhr. Obwohl die Wissenschaft große Fortschritte im Verständnis der Feinheiten des Alterns und der Ernährung gemacht hat, bleibt die Frage, ob der Verzehr von Eiweiß die Langlebigkeit fördert oder behindert, umstritten. Trotz der anhaltenden Diskussion gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Nahrungsproteine eine entscheidende Rolle beim gesunden Altern spielen.

Das Protein-Paradoxon

Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Auswirkungen der Proteinzufuhr auf zwei wichtige Signalwege: das mammalian target of rapamycin (mTOR) und den insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1). Befürworter einer proteinarmen Ernährung verweisen auf Studien, die darauf hindeuten, dass eine hohe Proteinaufnahme zu einer Aktivierung von mTOR und einem Anstieg der IGF-1-Spiegel führen kann, was wiederum mit einer beschleunigten Alterung und einer erhöhten Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten in Verbindung gebracht wird. Diese Bedenken werfen eine berechtigte Frage auf: Könnte eine übermäßige Proteinzufuhr das Streben nach Langlebigkeit gefährden?

mTOR und IGF-1: ein zweischneidiges Schwert

mTOR und IGF-1, oft als "jugendliche Signalwege" bezeichnet, spielen eine wichtige Rolle bei Wachstum, Stoffwechsel und Gewebereparatur. Ihre Überaktivierung wird jedoch auch mit einem möglichen Nachteil in Verbindung gebracht: einem erhöhten Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier kommt das Protein-Paradoxon ins Spiel. Während mTOR und IGF-1 für die Aufrechterhaltung der Vitalität entscheidend sind, könnte eine übermäßige Aktivierung möglicherweise das Altern fördern.

Entschlüsselung des Proteinpuzzles

Trotz dieser Bedenken hat die neuere Forschung ein differenzierteres Bild des Protein-Paradoxons gezeichnet. Studien deuten darauf hin, dass der Zeitpunkt, die Quelle und die Zusammensetzung des Nahrungsproteins eine wichtige Rolle dabei spielen, wie es sich auf die mTOR- und IGF-1-Signalwege auswirkt. Wenn man sich beispielsweise auf pflanzliche Proteinquellen konzentriert und intermittierendes Fasten oder zeitweilige Diäten einbezieht, kann man die Aktivierung dieser Stoffwechselwege modulieren und so möglicherweise ihre Vorteile nutzen, ohne das Gleichgewicht in Richtung beschleunigter Alterung zu verschieben.

Protein und Muskelgesundheit

Ein unbestreitbarer Aspekt des Alterns ist der allmähliche Verlust an Muskelmasse, der als Sarkopenie bezeichnet wird. Eiweiß mit seinen Aminosäurebausteinen ist für die Erhaltung und den Wiederaufbau der Muskulatur und damit für ein gesundes Altern von entscheidender Bedeutung. Eine angemessene Proteinzufuhr, insbesondere in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, kann dazu beitragen, dem Muskelabbau entgegenzuwirken, die funktionelle Unabhängigkeit zu erhalten und die allgemeine Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.

Stoffwechsel

Das Altern geht häufig mit Stoffwechselveränderungen wie einer erhöhten Insulinresistenz und einer veränderten Nährstoffverwertung einher. Eiweiß hat sich bei der Unterstützung der Stoffwechselgesundheit als sehr wirkungsvoll erwiesen. Durch Förderung des Sättigungsgefühls und Unterstützung der Gewichtskontrolle kann Eiweiß dazu beitragen, das Risiko von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zu senken, die beide eng mit altersbedingten Gesundheitsproblemen verbunden sind.

Das Bindeglied zwischen Gehirn und Körper

Neben der Muskelgesundheit und dem Stoffwechsel können Nahrungsproteine auch die kognitiven Funktionen und die Gesundheit des Gehirns beeinflussen. Aminosäuren aus Nahrungsproteinen dienen als Vorstufen von Neurotransmittern, die Stimmung, Gedächtnis und Kognition beeinflussen. Die Sicherstellung einer ausreichenden Proteinzufuhr ist für die Aufrechterhaltung einer optimalen Gehirnfunktion im Laufe der Jahre von entscheidender Bedeutung.

Schlussfolgerung

In der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der Ernährung und des Alterns bleibt die Debatte über die Rolle von Nahrungsproteinen für die Langlebigkeit komplex. Während die Besorgnis über die Aktivierung von mTOR und IGF-1 berechtigt ist, verdeutlichen neuere Forschungsergebnisse die Komplexität dieser Signalwege und ihre Interaktion mit Nahrungsproteinen. Wenn wir uns auf dieses wissenschaftliche Terrain begeben, wird klar, dass die potenziellen Vorteile von Proteinen für die Muskelgesundheit, die Vitalität des Stoffwechsels und die kognitiven Funktionen nicht ignoriert werden können.

Anstelle eines Einheitsansatzes scheint eine personalisierte Strategie, bei der die Qualität, die Quelle und der Zeitpunkt der Aufnahme von Nahrungsproteinen im Vordergrund stehen, der Schlüssel zur Ausschöpfung ihres wahren Potenzials für ein gesundes Altern zu sein. Während wir die komplexe Beziehung zwischen Proteinaufnahme und Langlebigkeit weiter entschlüsseln, ist eines sicher: Der Stellenwert von Proteinen im Zentrum der Ernährung für gesundes Altern ist keineswegs umstritten, sondern entwickelt sich zu einer differenzierteren und besser informierten Perspektive.

Referenzen

  1. Paddon-Jones, D., Campbell, W. W., Jacques, P. F., Kritchevsky, S. B., Moore, L. L., Rodriguez, N. R. & Van Loon, L. J. C. (2015). Protein and healthy aging. The American Journal of Clinical Nutrition, 101(6), 1339S-1345S. https://doi.org/10.3945/ajcn.114.084061
  2. Li, C., Fang, A., Ma, W., Wu, S., Li, C., Chen, Y. & Zhu, H. (2019). Amount rather than animal vs plant protein intake is associated with skeletal muscle mass in Community-Dwelling Middle-Aged and Older Chinese adults: results from the Guangzhou Nutrition and Health Study. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 119(9), 1501–1510. https://doi.org/10.1016/j.jand.2019.03.010
  3. Nachvak, S. M., Moradi, S., Anjom-Shoae, J., Rahmani, J., Nasiri, M., Maleki, V. & Sadeghi, O. (2019). Soy, soy isoflavones, and protein intake In relation to Mortality from all Causes, cancers, and Cardiovascular Diseases: A Systematic Review and Dose–Response Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 119(9), 1483-1500.e17. https://doi.org/10.1016/j.jand.2019.04.011
  4. Bonaccio, M., Ruggiero, E., Di Castelnuovo, A., Costanzo, S., Persichillo, M., De Curtis, A., Cerletti, C., Donati, M. B., De Gaetano, G., Iacoviello, L., Vermylen, J., De Paula Carrasco, I., Giampaoli, S., Spagnuolo, A., Assanelli, D., Centritto, V., Spagnuolo, P., Staniscia, D., Zito, F., . . . Ramacciato, R. (2017). Fish intake is associated with lower cardiovascular risk in a Mediterranean population: prospective results from the Moli-Sani study. Nutrition Metabolism and Cardiovascular Diseases, 27(10), 865–873. https://doi.org/10.1016/j.numecd.2017.08.004
  5. Song, M., Fung, T. T., Hu, F. B., Willett, W. C., Longo, V. D., Chan, A. T. & Giovannucci, E. (2016). Association of animal and plant protein intake with All-Cause and Cause-Specific mortality. JAMA Internal Medicine, 176(10), 1453. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2016.4182
  6. Van Vliet, S., Burd, N. A. & Van Loon, L. J. C. (2015). The skeletal muscle anabolic response to Plant- versus Animal-Based protein consumption. Journal of Nutrition, 145(9), 1981–1991. https://doi.org/10.3945/jn.114.204305
  7. Pinckaers, P. J. M., Kouw, I. W. K., Gorissen, S. H. M., Houben, L. H. P., Senden, J. M., Wodzig, W. K. W. H., De Groot, L. C. P. G. M., Verdijk, L. B., Snijders, T. & Van Loon, L. J. C. (2022). The muscle protein synthetic response to the ingestion of a Plant-Derived protein blend does not differ from an equivalent amount of milk protein in healthy young males. Journal of Nutrition, 152(12), 2734–2743. https://doi.org/10.1093/jn/nxac222

Wissenschaftliche Begriffe

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Wenige Themen im Bereich Ernährung und gesundes Altern haben so viele Debatten ausgelöst wie die Proteinzufuhr. Obwohl die Wissenschaft große Fortschritte im Verständnis der Feinheiten des Alterns und der Ernährung gemacht hat, bleibt die Frage, ob der Verzehr von Eiweiß die Langlebigkeit fördert oder behindert, umstritten. Trotz der anhaltenden Diskussion gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Nahrungsproteine eine entscheidende Rolle beim gesunden Altern spielen.

Das Protein-Paradoxon

Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Auswirkungen der Proteinzufuhr auf zwei wichtige Signalwege: das mammalian target of rapamycin (mTOR) und den insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1). Befürworter einer proteinarmen Ernährung verweisen auf Studien, die darauf hindeuten, dass eine hohe Proteinaufnahme zu einer Aktivierung von mTOR und einem Anstieg der IGF-1-Spiegel führen kann, was wiederum mit einer beschleunigten Alterung und einer erhöhten Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten in Verbindung gebracht wird. Diese Bedenken werfen eine berechtigte Frage auf: Könnte eine übermäßige Proteinzufuhr das Streben nach Langlebigkeit gefährden?

mTOR und IGF-1: ein zweischneidiges Schwert

mTOR und IGF-1, oft als "jugendliche Signalwege" bezeichnet, spielen eine wichtige Rolle bei Wachstum, Stoffwechsel und Gewebereparatur. Ihre Überaktivierung wird jedoch auch mit einem möglichen Nachteil in Verbindung gebracht: einem erhöhten Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier kommt das Protein-Paradoxon ins Spiel. Während mTOR und IGF-1 für die Aufrechterhaltung der Vitalität entscheidend sind, könnte eine übermäßige Aktivierung möglicherweise das Altern fördern.

Entschlüsselung des Proteinpuzzles

Trotz dieser Bedenken hat die neuere Forschung ein differenzierteres Bild des Protein-Paradoxons gezeichnet. Studien deuten darauf hin, dass der Zeitpunkt, die Quelle und die Zusammensetzung des Nahrungsproteins eine wichtige Rolle dabei spielen, wie es sich auf die mTOR- und IGF-1-Signalwege auswirkt. Wenn man sich beispielsweise auf pflanzliche Proteinquellen konzentriert und intermittierendes Fasten oder zeitweilige Diäten einbezieht, kann man die Aktivierung dieser Stoffwechselwege modulieren und so möglicherweise ihre Vorteile nutzen, ohne das Gleichgewicht in Richtung beschleunigter Alterung zu verschieben.

Protein und Muskelgesundheit

Ein unbestreitbarer Aspekt des Alterns ist der allmähliche Verlust an Muskelmasse, der als Sarkopenie bezeichnet wird. Eiweiß mit seinen Aminosäurebausteinen ist für die Erhaltung und den Wiederaufbau der Muskulatur und damit für ein gesundes Altern von entscheidender Bedeutung. Eine angemessene Proteinzufuhr, insbesondere in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, kann dazu beitragen, dem Muskelabbau entgegenzuwirken, die funktionelle Unabhängigkeit zu erhalten und die allgemeine Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.

Stoffwechsel

Das Altern geht häufig mit Stoffwechselveränderungen wie einer erhöhten Insulinresistenz und einer veränderten Nährstoffverwertung einher. Eiweiß hat sich bei der Unterstützung der Stoffwechselgesundheit als sehr wirkungsvoll erwiesen. Durch Förderung des Sättigungsgefühls und Unterstützung der Gewichtskontrolle kann Eiweiß dazu beitragen, das Risiko von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zu senken, die beide eng mit altersbedingten Gesundheitsproblemen verbunden sind.

Das Bindeglied zwischen Gehirn und Körper

Neben der Muskelgesundheit und dem Stoffwechsel können Nahrungsproteine auch die kognitiven Funktionen und die Gesundheit des Gehirns beeinflussen. Aminosäuren aus Nahrungsproteinen dienen als Vorstufen von Neurotransmittern, die Stimmung, Gedächtnis und Kognition beeinflussen. Die Sicherstellung einer ausreichenden Proteinzufuhr ist für die Aufrechterhaltung einer optimalen Gehirnfunktion im Laufe der Jahre von entscheidender Bedeutung.

Schlussfolgerung

In der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der Ernährung und des Alterns bleibt die Debatte über die Rolle von Nahrungsproteinen für die Langlebigkeit komplex. Während die Besorgnis über die Aktivierung von mTOR und IGF-1 berechtigt ist, verdeutlichen neuere Forschungsergebnisse die Komplexität dieser Signalwege und ihre Interaktion mit Nahrungsproteinen. Wenn wir uns auf dieses wissenschaftliche Terrain begeben, wird klar, dass die potenziellen Vorteile von Proteinen für die Muskelgesundheit, die Vitalität des Stoffwechsels und die kognitiven Funktionen nicht ignoriert werden können.

Anstelle eines Einheitsansatzes scheint eine personalisierte Strategie, bei der die Qualität, die Quelle und der Zeitpunkt der Aufnahme von Nahrungsproteinen im Vordergrund stehen, der Schlüssel zur Ausschöpfung ihres wahren Potenzials für ein gesundes Altern zu sein. Während wir die komplexe Beziehung zwischen Proteinaufnahme und Langlebigkeit weiter entschlüsseln, ist eines sicher: Der Stellenwert von Proteinen im Zentrum der Ernährung für gesundes Altern ist keineswegs umstritten, sondern entwickelt sich zu einer differenzierteren und besser informierten Perspektive.

Referenzen

  1. Paddon-Jones, D., Campbell, W. W., Jacques, P. F., Kritchevsky, S. B., Moore, L. L., Rodriguez, N. R. & Van Loon, L. J. C. (2015). Protein and healthy aging. The American Journal of Clinical Nutrition, 101(6), 1339S-1345S. https://doi.org/10.3945/ajcn.114.084061
  2. Li, C., Fang, A., Ma, W., Wu, S., Li, C., Chen, Y. & Zhu, H. (2019). Amount rather than animal vs plant protein intake is associated with skeletal muscle mass in Community-Dwelling Middle-Aged and Older Chinese adults: results from the Guangzhou Nutrition and Health Study. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 119(9), 1501–1510. https://doi.org/10.1016/j.jand.2019.03.010
  3. Nachvak, S. M., Moradi, S., Anjom-Shoae, J., Rahmani, J., Nasiri, M., Maleki, V. & Sadeghi, O. (2019). Soy, soy isoflavones, and protein intake In relation to Mortality from all Causes, cancers, and Cardiovascular Diseases: A Systematic Review and Dose–Response Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 119(9), 1483-1500.e17. https://doi.org/10.1016/j.jand.2019.04.011
  4. Bonaccio, M., Ruggiero, E., Di Castelnuovo, A., Costanzo, S., Persichillo, M., De Curtis, A., Cerletti, C., Donati, M. B., De Gaetano, G., Iacoviello, L., Vermylen, J., De Paula Carrasco, I., Giampaoli, S., Spagnuolo, A., Assanelli, D., Centritto, V., Spagnuolo, P., Staniscia, D., Zito, F., . . . Ramacciato, R. (2017). Fish intake is associated with lower cardiovascular risk in a Mediterranean population: prospective results from the Moli-Sani study. Nutrition Metabolism and Cardiovascular Diseases, 27(10), 865–873. https://doi.org/10.1016/j.numecd.2017.08.004
  5. Song, M., Fung, T. T., Hu, F. B., Willett, W. C., Longo, V. D., Chan, A. T. & Giovannucci, E. (2016). Association of animal and plant protein intake with All-Cause and Cause-Specific mortality. JAMA Internal Medicine, 176(10), 1453. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2016.4182
  6. Van Vliet, S., Burd, N. A. & Van Loon, L. J. C. (2015). The skeletal muscle anabolic response to Plant- versus Animal-Based protein consumption. Journal of Nutrition, 145(9), 1981–1991. https://doi.org/10.3945/jn.114.204305
  7. Pinckaers, P. J. M., Kouw, I. W. K., Gorissen, S. H. M., Houben, L. H. P., Senden, J. M., Wodzig, W. K. W. H., De Groot, L. C. P. G. M., Verdijk, L. B., Snijders, T. & Van Loon, L. J. C. (2022). The muscle protein synthetic response to the ingestion of a Plant-Derived protein blend does not differ from an equivalent amount of milk protein in healthy young males. Journal of Nutrition, 152(12), 2734–2743. https://doi.org/10.1093/jn/nxac222

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