Gesunde Alterung beginnt im Darm
Warum unser Mikrobiom ein Schlüssel zur Langlebigkeit ist – und wie wir es täglich beeinflussen können.

Dass unsere Darmflora (das sogenannte Mikrobiom) eine zentrale Rolle für Verdauung und Immunsystem spielt, ist mittlerweile bekannt. Doch eine aktuelle Studie aus Singapur, über die SciTechDaily berichtet, zeigt: Die Zusammensetzung unserer Darmbakterien beeinflusst möglicherweise auch, wie gesund und wie lange wir leben.
Was die Studie herausfand
Forscher:innen analysierten Stuhlproben von über 1.000 Erwachsenen zwischen 40 und 100 Jahren. Dabei stellten sie fest, dass sich das Mikrobiom mit zunehmendem Alter deutlich verändert. Besonders auffällig: Der Rückgang bestimmter Bakterienarten wie Faecalibacterium prausnitzii, die entzündungshemmend wirken und mit gesunder Immunfunktion in Verbindung stehen. Auch Unterschiede zwischen gesunden und gebrechlichen älteren Personen wurden beobachtet – Letztere zeigten eine deutlich reduzierte Diversität.
Warum das relevant ist
Chronische, niedriggradige Entzündungen gelten als möglicher Treiber für viele Alterskrankheiten – darunter Alzheimer, Arteriosklerose oder Typ-2-Diabetes. Ein gestörtes Mikrobiom könnte diese „Inflammaging“-Prozesse beschleunigen. Gleichzeitig beeinflusst das Mikrobiom über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit – relevante Aspekte für gesundes Altern.
Die gute Nachricht
Unser Mikrobiom ist veränderbar. Über die Auswahl unserer Nahrung, Bewegung, Stressmanagement und bestimmte Supplemente (z.B. Probiotika oder Ballaststoffe) lässt sich die Vielfalt und Stabilität der Darmflora positiv beeinflussen. Studien zeigen, dass bereits wenige Wochen mit einer ballaststoffreichen oder fermentierten Ernährung messbare Effekte auf die Mikrobiom-Zusammensetzung haben können.
Konkret heißt das:
- Ballaststoffreich essen (Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte)
- Fermentierte Lebensmittel einbauen (z.B. Sauerkraut, Joghurt, Kefir)
- Stress reduzieren (Cortisol beeinflusst die Mikrobiom-Vielfalt negativ)
- Regelmäßige Bewegung (mind. 30 Minuten täglich wirken sich positiv aus)
- Nach Möglichkeit häufige Einnahme von Antibiotika und PPI (Magenschutzmittel) vermeiden
Darüber hinaus spannend
- In den sogenannten Blue Zones – Regionen mit besonders hoher Lebenserwartung – basiert die Ernährung stark auf Pflanzen, ist reich an Ballaststoffen und natürlichen Fermenten. Die Bewohner weisen eine hohe Mikrobiomdiversität auf.
- Kalorienrestriktion, wie sie in manchen Langlebigkeitsstudien untersucht wird, beeinflusst ebenfalls die Mikrobiomzusammensetzung positiv – vor allem bei gleichzeitiger Nährstoffdichte.
Ein Blick in die Zukunft
Die Forschung arbeitet an sogenannten „Postbiotika“ – also gezielt eingesetzten Stoffwechselprodukten nützlicher Bakterien. Auch personalisierte Ernährung auf Basis individueller Mikrobiom-Profile könnte künftig ein Baustein der Präventionsmedizin werden.
Fazit
Ein stabiler, vielfältiger Darm ist ein mächtiger Hebel für gesunde Alterung. Wer seinem Mikrobiom Aufmerksamkeit schenkt, könnte nicht nur gesünder leben – sondern auch länger. Künftig könnten Mikrobiomanalysen ein fester Bestandteil von Longevity-Strategien sein.
Referenzen
“Gut metagenomes of Asian octogenarians reveal metabolic potential expansion and distinct microbial species associated with aging phenotypes” by Aarthi Ravikrishnan, Indrik Wijaya, Eileen Png, Kern Rei Chng, Eliza Xin Pei Ho, Amanda Hui Qi Ng, Ahmad Nazri Mohamed Naim, Jean-Sebastien Gounot, Shou Ping Guan, Jasinda Lee Hanqing, Lihuan Guan, Chenhao Li, Jia Yu Koh, Paola Florez de Sessions, Woon-Puay Koh, Lei Feng, Tze Pin Ng, Anis Larbi, Andrea B. Maier, Brian K. Kennedy and Niranjan Nagarajan, 5 September 2024, Nature Communications.
Publiziert
13.5.2025
Kategorie
Longevity
Experte
Dass unsere Darmflora (das sogenannte Mikrobiom) eine zentrale Rolle für Verdauung und Immunsystem spielt, ist mittlerweile bekannt. Doch eine aktuelle Studie aus Singapur, über die SciTechDaily berichtet, zeigt: Die Zusammensetzung unserer Darmbakterien beeinflusst möglicherweise auch, wie gesund und wie lange wir leben.
Was die Studie herausfand
Forscher:innen analysierten Stuhlproben von über 1.000 Erwachsenen zwischen 40 und 100 Jahren. Dabei stellten sie fest, dass sich das Mikrobiom mit zunehmendem Alter deutlich verändert. Besonders auffällig: Der Rückgang bestimmter Bakterienarten wie Faecalibacterium prausnitzii, die entzündungshemmend wirken und mit gesunder Immunfunktion in Verbindung stehen. Auch Unterschiede zwischen gesunden und gebrechlichen älteren Personen wurden beobachtet – Letztere zeigten eine deutlich reduzierte Diversität.
Warum das relevant ist
Chronische, niedriggradige Entzündungen gelten als möglicher Treiber für viele Alterskrankheiten – darunter Alzheimer, Arteriosklerose oder Typ-2-Diabetes. Ein gestörtes Mikrobiom könnte diese „Inflammaging“-Prozesse beschleunigen. Gleichzeitig beeinflusst das Mikrobiom über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit – relevante Aspekte für gesundes Altern.
Die gute Nachricht
Unser Mikrobiom ist veränderbar. Über die Auswahl unserer Nahrung, Bewegung, Stressmanagement und bestimmte Supplemente (z.B. Probiotika oder Ballaststoffe) lässt sich die Vielfalt und Stabilität der Darmflora positiv beeinflussen. Studien zeigen, dass bereits wenige Wochen mit einer ballaststoffreichen oder fermentierten Ernährung messbare Effekte auf die Mikrobiom-Zusammensetzung haben können.
Konkret heißt das:
- Ballaststoffreich essen (Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte)
- Fermentierte Lebensmittel einbauen (z.B. Sauerkraut, Joghurt, Kefir)
- Stress reduzieren (Cortisol beeinflusst die Mikrobiom-Vielfalt negativ)
- Regelmäßige Bewegung (mind. 30 Minuten täglich wirken sich positiv aus)
- Nach Möglichkeit häufige Einnahme von Antibiotika und PPI (Magenschutzmittel) vermeiden
Darüber hinaus spannend
- In den sogenannten Blue Zones – Regionen mit besonders hoher Lebenserwartung – basiert die Ernährung stark auf Pflanzen, ist reich an Ballaststoffen und natürlichen Fermenten. Die Bewohner weisen eine hohe Mikrobiomdiversität auf.
- Kalorienrestriktion, wie sie in manchen Langlebigkeitsstudien untersucht wird, beeinflusst ebenfalls die Mikrobiomzusammensetzung positiv – vor allem bei gleichzeitiger Nährstoffdichte.
Ein Blick in die Zukunft
Die Forschung arbeitet an sogenannten „Postbiotika“ – also gezielt eingesetzten Stoffwechselprodukten nützlicher Bakterien. Auch personalisierte Ernährung auf Basis individueller Mikrobiom-Profile könnte künftig ein Baustein der Präventionsmedizin werden.
Fazit
Ein stabiler, vielfältiger Darm ist ein mächtiger Hebel für gesunde Alterung. Wer seinem Mikrobiom Aufmerksamkeit schenkt, könnte nicht nur gesünder leben – sondern auch länger. Künftig könnten Mikrobiomanalysen ein fester Bestandteil von Longevity-Strategien sein.
Experte
Referenzen
“Gut metagenomes of Asian octogenarians reveal metabolic potential expansion and distinct microbial species associated with aging phenotypes” by Aarthi Ravikrishnan, Indrik Wijaya, Eileen Png, Kern Rei Chng, Eliza Xin Pei Ho, Amanda Hui Qi Ng, Ahmad Nazri Mohamed Naim, Jean-Sebastien Gounot, Shou Ping Guan, Jasinda Lee Hanqing, Lihuan Guan, Chenhao Li, Jia Yu Koh, Paola Florez de Sessions, Woon-Puay Koh, Lei Feng, Tze Pin Ng, Anis Larbi, Andrea B. Maier, Brian K. Kennedy and Niranjan Nagarajan, 5 September 2024, Nature Communications.