Longevity
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Kann die Lebenserwartung beeinflusst werden?

Langlebigkeit ist nicht in der DNA festgelegt - Gesund leben und Risikofaktoren vermeiden kann die Lebenserwartung positiv beeinflussen

alter Wecker auf leerem Teller mit Messer und Gabel

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Der Begriff " Langlebigkeit" ist synonym für ein langes Leben. Und ein längeres Leben ist nicht nur ein Zufall. Der medizinische Fortschritt hat wesentlich dazu beigetragen, dass viele Menschen ihr potenzielles Höchstalter erreichen. Aber das ist nicht der einzige Faktor.

Die Forschung zeigt nicht nur den Einfluss der Genetik auf den Alterungsprozess und die Wahrscheinlichkeit, altersbedingte chronische Krankheiten zu erleiden, sondern auch den von Lebensstil und Umweltfaktoren. Einige dieser Einflüsse sind beeinflussbar, d. h. die täglichen Ernährungs-, Nahrungsergänzungs- oder Bewegungsgewohnheiten können helfen oder schaden, während andere Einflüsse eher statisch sind.

Unterschied zwischen Langlebigkeit, Lebensspanne und Lebenserwartung

Hier gibt es ein paar Nuancen. Langlebigkeit bedeutet eine verlängerte Lebensspanne gegenüber der meisten Menschen bei gesunder Lebensführung. Die Lebenserwartung gibt an, wie lange man angesichts des Geburtsjahrs und anderer demografischer Faktoren noch zu leben hat.

Dank jahrzehntelanger medizinischer Innovationen hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung - d. h. die Anzahl der Jahre, die eine Person auf der Grundlage ihres Geburtsjahres und anderer demografischer Faktoren (wie Alter, Geschlecht und geografischer Standort) noch zu leben hat - verlängert.

Steigende Lebenserwartung ebnet den Weg für die Langlebigkeitsforschung

Im 20. Jahrhundert stieg die Lebenserwartung um beachtliche 30 Jahre an. Um 1900 betrug die Lebenserwartung von Erwachsenen nur etwa 47 Jahre. 90 Jahre später lag sie bei 75 Jahren, und im Jahr 2010 erreichte die Lebenserwartung fast 79 Jahre. Dieser drastische Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass durch Fortschritte in der Medizin und im öffentlichen Gesundheitswesen (Verbesserung der Lebensbedingungen und des sozioökonomischen Status) frühzeitige Todesfälle im Kindesalter verhindert werden konnten. Der Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung ist seither relativ bescheiden ausgefallen.

Und da die Menschen jetzt länger leben, haben die Todesfälle aufgrund altersbedingter chronischer Krankheiten zugenommen. Die Erhöhung der Lebenserwartung und die Verbesserung der Langlebigkeit hängen nun von der Verlängerung des Lebens im späteren Alter ab. Und genau darauf konzentriert sich die Langlebigkeitsforschung. Es bleibt also die Frage: Wie kann man die Lebenserwartung erhöhen? Wie beeinflusst die Genetik die Lebenserwartung?

Auch wenn die Gene eine Rolle bei der Langlebigkeit oder Lebensdauer spielen können, ist das Erreichen der letzten Jahrzehnte der menschlichen Lebensspanne eine Kombination aus Genetik und Umwelt.

Unsere Gene bestimmen nicht, wie lange wir leben werden. Bei Zwillingen sind nur 20-30% der unterschiedlichen Lebensjahre erblich bedingt. Die Sequenzierung des gesamten Genoms ermöglicht gerade erst eine genauere Analyse der mit dem Altern verbundenen genetischen Varianten. Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass die Kinder von Eltern mit einer langen Lebenserwartung mehr schützende Allele - oder verschiedene Formen derselben Genvariante - für die Herzgesundheit, den Body-Mass-Index (BMI), den Cholesterin- und Triglyceridspiegel, Typ-1-Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und Alzheimer aufweisen.

Wie beeinflusst der Lebensstil die Lebenserwartung?

Bestimmte Lebensstilfaktoren wie die Qualität und Quantität des Schlafs, der Ernährung – auch wann man isst oder nicht isst -, Bewegung, Alkohol und Rauchen können sich alle auf die Lebenserwartung auswirken.

Schlaf

Schlaf spielt eine wesentliche Rolle für die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung, die Stimmung, die Stressbewältigung und die Reparatur von Zellen und Muskeln. Es hat sich herausgestellt, dass es einige gemeinsame Schlafmerkmale bei Menschen mit langer Lebensdauer gibt. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2014 wurden die Schlafgewohnheiten von Menschen im Alter von 85 Jahren und älter mit denen von 60-Jährigen verglichen. Die Analyse ergab, dass die ältere Gruppe einen strengen Schlaf-Wach-Rhythmus und einen tiefen Schlaf hatte. Außerdem hatten sie einen höheren HDL-Cholesterinspiegel (das gute Cholesterin) und niedrigere Triglyceridwerte als ihre etwas jüngeren Altersgenossen.

Auch wenn diese Studie nicht bedeutet, dass ein guter Schlaf das Leben um Jahrzehnte verlängert, so zeigt sie doch einen Zusammenhang zwischen Schlaf, Langlebigkeit und Fettstoffwechsel.

Ernährung

Es gibt eine Fülle von Beweisen für einen engen Zusammenhang zwischen Lebensmitteln, Ernährung und Alterung. Hier sind einige Lebensmittel, die den Alterungsprozess fördern oder behindern können:

Rotes Fleisch: Eine Studie, die den Zusammenhang zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen und dem Sterberisiko untersuchte, ergab, dass sowohl ein höheres Verhältnis von tierischem zu pflanzlichem Eiweiß als auch ein insgesamt höherer Fleischkonsum mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden waren.

Kaffee und grüner Tee: Kaffee- und Teetrinken wird mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Verglichen mit dem Verzicht auf Kaffee ist der Genuss von drei Tassen Kaffee pro Tag mit einem um 12 bis 17% verringerten Risiko verbunden, an allen Ursachen zu sterben. Und der Genuss von vier Tassen grünem Tee pro Tag wird mit einer fünfprozentigen Verringerung der Gesamtmortalität in Verbindung gebracht.

Gemüsesorten: Kreuzblütler wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl und Grünkohl enthalten Sulforaphan, eine schwefelhaltige Verbindung, die entzündungshemmende und entgiftende Mechanismen aktiviert. Sulforaphan kann die Alterung auf zellulärer Ebene unterstützen und dem Körper helfen, mit den täglichen Stressfaktoren fertig zu werden.

Körperliche Aktivität

Der natürliche Abbau von Muskeln und fettfreier Körpermasse setzt mit dem Alter ein und kann bereits mit Anfang vierzig beginnen. Widerstandstraining regt das Muskelwachstum an und ist das beste Mittel, um diesem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken. Eine groß angelegte Studie ergab, dass Personen mittleren bis höheren Alters, die ihre körperliche Aktivität steigern sollten, einen Vorteil für ihre Langlebigkeit hatten und besser vor der Gesamtmortalität geschützt waren als inaktive Personen.

Intervallfasten

Routinemäßiges intermittierendes Fasten - einschließlich zeitlich begrenzter Ernährung, alternierendem Fasten oder 5:2-Intervallfasten - kann zu einer längeren Lebenserwartung führen und schützt nachweislich vor altersbedingten chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Soziale Netzwerke und Beziehungen

Soziale Beziehungen haben Einfluss auf Gesundheit und Langlebigkeit. Untersuchungen zeigen, dass soziale Isolation, insbesondere bei älteren Menschen, die Wahrscheinlichkeit des Todes um 50% bis 91% erhöhen kann.

Alkoholkonsum und Rauchen

Eine kürzlich durchgeführte Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass ein moderater Alkoholkonsum, d. h. nicht mehr als ein Getränk pro Tag, die Lebenserwartung um fast ein Jahr erhöhen konnte, während ein höherer Alkoholkonsum zu einem Verlust von fast sieben Jahren führte. Der Verlust betrug mehr als 10 Jahre, wenn die Trinker auch rauchten, was bei der Mehrheit (65-80%) der Trinker der Fall war.

In einer älteren Studie wurde festgestellt, dass die Lebenserwartung von Rauchern, die im Alter von 35 Jahren mit dem Rauchen aufhören, sich um sieben bis fast neun Jahre verlängern kann - und ein früherer Rauchverzicht könnte zu einer noch größeren Lebensverlängerung führen.

Wie kann man feststellen, wie schnell man altert?

Es ist heute nicht mehr unmöglich 100 Jahre oder älter zu werden. Aber Menschen altern unterschiedlich schnell. Und der Geburtstag ist nicht der beste Indikator dafür, wie alt man tatsächlich ist.

Lebensstilentscheidungen wie Ernährung, körperliche Betätigung und soziale Kontakte spielen eine Rolle, wenn es darum geht, den Tod hinauszuzögern oder ihn vorzeitig herbeizuführen. Doch noch bevor es dazu kommt, wirken sich diese Lebensstilentscheidungen entweder positiv oder negativ auf den inneren Zustand des Körpers aus.

Um herauszufinden, wie schnell man altert, stehen diese häufig verwendeten Methoden zur Verfügung:

1. Biomarker

Es gibt bestimmte Biomarker, die auf oxidativen Stress und bestimmte Alterungsprozesse hinweisen können, wie z.B. der Glykations-Endprodukte (AGEs), die mit Alterungsprozessen in Zusammenhang stehen.

2. Biologisches Alter

Diese Methode versucht, das biologische Alter zu bestimmen, das sich aus der Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren ergibt. Es gibt mehrere Tests, die auf verschiedenen biologischen Parametern basieren, wie z.B. Telomerlänge, Methylierungsmuster, Epigenetik-Tests, Immunfunktionstests usw.

3. Körperliche Tests

Einige körperliche Tests können angewendet werden, um das Alterungsverhalten zu beobachten. Hierzu zählen z.B. die Bestimmung der Muskelkraft, des Gleichgewichts und der Körperhaltung, die Messung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels und anderer Blutparameter.

4. Kognitive Tests

Die kognitive Funktion kann ein guter Indikator für den Alterungsprozess sein. Die Verwendung von kognitiven Tests kann dazu beitragen, den Alterungsprozess und den Rückgang der kognitiven Funktionen zu messen.

Wichtig zu beachten ist jedoch, dass keine Methode allein als absolute Messung verwendet werden kann, um zu bestimmen, wie schnell man altert.

Referenzen

  1. Olshansky, S. J. & Carnes, B. A. (2019). Inconvenient Truths About Human Longevity. The Journals of Gerontology: Series A, 74(Supplement_1), S7–S12. https://doi.org/10.1093/gerona/glz098
  2. Pilling, L. C., Atkins, J. L., Bowman, K., Jones, S. E., Tyrrell, J., Beaumont, R. N., Ruth, K. S., Tuke, M. A., Yaghootkar, H., Wood, A. R., Freathy, R. M., Murray, A., Weedon, M. N., Xue, L., Lunetta, K., Murabito, J. M., Harries, L. W., Robine, J. M., Brayne, C., . . . Melzer, D. (2016). Human longevity is influenced by many genetic variants: evidence from 75,000 UK Biobank participants. Aging, 8(3), 547–560. https://doi.org/10.18632/aging.100930
  3. Giuliani, C., Garagnani, P. & Franceschi, C. (2018). Genetics of Human Longevity Within an Eco-Evolutionary Nature-Nurture Framework. Circulation Research, 123(7), 745–772. https://doi.org/10.1161/circresaha.118.312562
  4. Worley SL. The Extraordinary Importance of Sleep: The Detrimental Effects of Inadequate Sleep on Health and Public Safety Drive an Explosion of Sleep Research. P T. 2018 Dec;43(12):758-763. PMID: 30559589; PMCID: PMC6281147.
  5. Mazzotti, D. R., Guindalini, C., Moraes, W. A. D. S., Andersen, M. L., Cendoroglo, M. S., Ramos, L. R. & Tufik, S. (2014). Human longevity is associated with regular sleep patterns, maintenance of slow wave sleep, and favorable lipid profile. Frontiers in Aging Neuroscience, 6. https://doi.org/10.3389/fnagi.2014.00134
  6. Virtanen, H. E., Voutilainen, S., Koskinen, T. T., Mursu, J., Kokko, P., Ylilauri, M. P., Tuomainen, T. P., Salonen, J. T. & Virtanen, J. K. (2019). Dietary proteins and protein sources and risk of death: the Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study. The American Journal of Clinical Nutrition, 109(5), 1462–1471. https://doi.org/10.1093/ajcn/nqz025
  7. Malerba, S., Turati, F., Galeone, C., Pelucchi, C., Verga, F., La Vecchia, C. & Tavani, A. (2013). A meta-analysis of prospective studies of coffee consumption and mortality for all causes, cancers and cardiovascular diseases. European Journal of Epidemiology, 28(7), 527–539. https://doi.org/10.1007/s10654-013-9834-7
  8. Poole, R., Kennedy, O. J., Roderick, P., Fallowfield, J. A., Hayes, P. C. & Parkes, J. (2017). Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ, j5024. https://doi.org/10.1136/bmj.j5024
  9. Kubo, E., Chhunchha, B., Singh, P., Sasaki, H. & Singh, D. P. (2017). Sulforaphane reactivates cellular antioxidant defense by inducing Nrf2/ARE/Prdx6 activity during aging and oxidative stress. Scientific Reports, 7(1). https://doi.org/10.1038/s41598-017-14520-8
  10. Mattson, M. P., Longo, V. D. & Harvie, M. (2017). Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Research Reviews, 39, 46–58. https://doi.org/10.1016/j.arr.2016.10.005
  11. Yang, Y. C., Boen, C., Gerken, K., Li, T., Schorpp, K. & Harris, K. M. (2016). Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span. Proceedings of the National Academy of Sciences, 113(3), 578–583. https://doi.org/10.1073/pnas.1511085112
  12. van den Brandt, P. A. & Brandts, L. (2020). Alcohol consumption in later life and reaching longevity: the Netherlands Cohort Study. Age and Ageing, 49(3), 395–402. https://doi.org/10.1093/ageing/afaa003
  13. Abdullah, S. M., Defina, L. F., Leonard, D., Barlow, C. E., Radford, N. B., Willis, B. L., Rohatgi, A., McGuire, D. K., de Lemos, J. A., Grundy, S. M., Berry, J. D. & Khera, A. (2018). Long-Term Association of Low-Density Lipoprotein Cholesterol With Cardiovascular Mortality in Individuals at Low 10-Year Risk of Atherosclerotic Cardiovascular Disease. Circulation, 138(21), 2315–2325. https://doi.org/10.1161/circulationaha.118.034273
  14. Furman, D., Campisi, J., Verdin, E., Carrera-Bastos, P., Targ, S., Franceschi, C., Ferrucci, L., Gilroy, D. W., Fasano, A., Miller, G. W., Miller, A. H., Mantovani, A., Weyand, C. M., Barzilai, N., Goronzy, J. J., Rando, T. A., Effros, R. B., Lucia, A., Kleinstreuer, N. & Slavich, G. M. (2019). Chronic inflammation in the etiology of disease across the life span. Nature Medicine, 25(12), 1822–1832. https://doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0

Wissenschaftliche Begriffe

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Zum Glossar

Der Begriff " Langlebigkeit" ist synonym für ein langes Leben. Und ein längeres Leben ist nicht nur ein Zufall. Der medizinische Fortschritt hat wesentlich dazu beigetragen, dass viele Menschen ihr potenzielles Höchstalter erreichen. Aber das ist nicht der einzige Faktor.

Die Forschung zeigt nicht nur den Einfluss der Genetik auf den Alterungsprozess und die Wahrscheinlichkeit, altersbedingte chronische Krankheiten zu erleiden, sondern auch den von Lebensstil und Umweltfaktoren. Einige dieser Einflüsse sind beeinflussbar, d. h. die täglichen Ernährungs-, Nahrungsergänzungs- oder Bewegungsgewohnheiten können helfen oder schaden, während andere Einflüsse eher statisch sind.

Unterschied zwischen Langlebigkeit, Lebensspanne und Lebenserwartung

Hier gibt es ein paar Nuancen. Langlebigkeit bedeutet eine verlängerte Lebensspanne gegenüber der meisten Menschen bei gesunder Lebensführung. Die Lebenserwartung gibt an, wie lange man angesichts des Geburtsjahrs und anderer demografischer Faktoren noch zu leben hat.

Dank jahrzehntelanger medizinischer Innovationen hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung - d. h. die Anzahl der Jahre, die eine Person auf der Grundlage ihres Geburtsjahres und anderer demografischer Faktoren (wie Alter, Geschlecht und geografischer Standort) noch zu leben hat - verlängert.

Steigende Lebenserwartung ebnet den Weg für die Langlebigkeitsforschung

Im 20. Jahrhundert stieg die Lebenserwartung um beachtliche 30 Jahre an. Um 1900 betrug die Lebenserwartung von Erwachsenen nur etwa 47 Jahre. 90 Jahre später lag sie bei 75 Jahren, und im Jahr 2010 erreichte die Lebenserwartung fast 79 Jahre. Dieser drastische Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass durch Fortschritte in der Medizin und im öffentlichen Gesundheitswesen (Verbesserung der Lebensbedingungen und des sozioökonomischen Status) frühzeitige Todesfälle im Kindesalter verhindert werden konnten. Der Anstieg der allgemeinen Lebenserwartung ist seither relativ bescheiden ausgefallen.

Und da die Menschen jetzt länger leben, haben die Todesfälle aufgrund altersbedingter chronischer Krankheiten zugenommen. Die Erhöhung der Lebenserwartung und die Verbesserung der Langlebigkeit hängen nun von der Verlängerung des Lebens im späteren Alter ab. Und genau darauf konzentriert sich die Langlebigkeitsforschung. Es bleibt also die Frage: Wie kann man die Lebenserwartung erhöhen? Wie beeinflusst die Genetik die Lebenserwartung?

Auch wenn die Gene eine Rolle bei der Langlebigkeit oder Lebensdauer spielen können, ist das Erreichen der letzten Jahrzehnte der menschlichen Lebensspanne eine Kombination aus Genetik und Umwelt.

Unsere Gene bestimmen nicht, wie lange wir leben werden. Bei Zwillingen sind nur 20-30% der unterschiedlichen Lebensjahre erblich bedingt. Die Sequenzierung des gesamten Genoms ermöglicht gerade erst eine genauere Analyse der mit dem Altern verbundenen genetischen Varianten. Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass die Kinder von Eltern mit einer langen Lebenserwartung mehr schützende Allele - oder verschiedene Formen derselben Genvariante - für die Herzgesundheit, den Body-Mass-Index (BMI), den Cholesterin- und Triglyceridspiegel, Typ-1-Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und Alzheimer aufweisen.

Wie beeinflusst der Lebensstil die Lebenserwartung?

Bestimmte Lebensstilfaktoren wie die Qualität und Quantität des Schlafs, der Ernährung – auch wann man isst oder nicht isst -, Bewegung, Alkohol und Rauchen können sich alle auf die Lebenserwartung auswirken.

Schlaf

Schlaf spielt eine wesentliche Rolle für die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung, die Stimmung, die Stressbewältigung und die Reparatur von Zellen und Muskeln. Es hat sich herausgestellt, dass es einige gemeinsame Schlafmerkmale bei Menschen mit langer Lebensdauer gibt. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2014 wurden die Schlafgewohnheiten von Menschen im Alter von 85 Jahren und älter mit denen von 60-Jährigen verglichen. Die Analyse ergab, dass die ältere Gruppe einen strengen Schlaf-Wach-Rhythmus und einen tiefen Schlaf hatte. Außerdem hatten sie einen höheren HDL-Cholesterinspiegel (das gute Cholesterin) und niedrigere Triglyceridwerte als ihre etwas jüngeren Altersgenossen.

Auch wenn diese Studie nicht bedeutet, dass ein guter Schlaf das Leben um Jahrzehnte verlängert, so zeigt sie doch einen Zusammenhang zwischen Schlaf, Langlebigkeit und Fettstoffwechsel.

Ernährung

Es gibt eine Fülle von Beweisen für einen engen Zusammenhang zwischen Lebensmitteln, Ernährung und Alterung. Hier sind einige Lebensmittel, die den Alterungsprozess fördern oder behindern können:

Rotes Fleisch: Eine Studie, die den Zusammenhang zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen und dem Sterberisiko untersuchte, ergab, dass sowohl ein höheres Verhältnis von tierischem zu pflanzlichem Eiweiß als auch ein insgesamt höherer Fleischkonsum mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden waren.

Kaffee und grüner Tee: Kaffee- und Teetrinken wird mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Verglichen mit dem Verzicht auf Kaffee ist der Genuss von drei Tassen Kaffee pro Tag mit einem um 12 bis 17% verringerten Risiko verbunden, an allen Ursachen zu sterben. Und der Genuss von vier Tassen grünem Tee pro Tag wird mit einer fünfprozentigen Verringerung der Gesamtmortalität in Verbindung gebracht.

Gemüsesorten: Kreuzblütler wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl und Grünkohl enthalten Sulforaphan, eine schwefelhaltige Verbindung, die entzündungshemmende und entgiftende Mechanismen aktiviert. Sulforaphan kann die Alterung auf zellulärer Ebene unterstützen und dem Körper helfen, mit den täglichen Stressfaktoren fertig zu werden.

Körperliche Aktivität

Der natürliche Abbau von Muskeln und fettfreier Körpermasse setzt mit dem Alter ein und kann bereits mit Anfang vierzig beginnen. Widerstandstraining regt das Muskelwachstum an und ist das beste Mittel, um diesem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken. Eine groß angelegte Studie ergab, dass Personen mittleren bis höheren Alters, die ihre körperliche Aktivität steigern sollten, einen Vorteil für ihre Langlebigkeit hatten und besser vor der Gesamtmortalität geschützt waren als inaktive Personen.

Intervallfasten

Routinemäßiges intermittierendes Fasten - einschließlich zeitlich begrenzter Ernährung, alternierendem Fasten oder 5:2-Intervallfasten - kann zu einer längeren Lebenserwartung führen und schützt nachweislich vor altersbedingten chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Soziale Netzwerke und Beziehungen

Soziale Beziehungen haben Einfluss auf Gesundheit und Langlebigkeit. Untersuchungen zeigen, dass soziale Isolation, insbesondere bei älteren Menschen, die Wahrscheinlichkeit des Todes um 50% bis 91% erhöhen kann.

Alkoholkonsum und Rauchen

Eine kürzlich durchgeführte Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass ein moderater Alkoholkonsum, d. h. nicht mehr als ein Getränk pro Tag, die Lebenserwartung um fast ein Jahr erhöhen konnte, während ein höherer Alkoholkonsum zu einem Verlust von fast sieben Jahren führte. Der Verlust betrug mehr als 10 Jahre, wenn die Trinker auch rauchten, was bei der Mehrheit (65-80%) der Trinker der Fall war.

In einer älteren Studie wurde festgestellt, dass die Lebenserwartung von Rauchern, die im Alter von 35 Jahren mit dem Rauchen aufhören, sich um sieben bis fast neun Jahre verlängern kann - und ein früherer Rauchverzicht könnte zu einer noch größeren Lebensverlängerung führen.

Wie kann man feststellen, wie schnell man altert?

Es ist heute nicht mehr unmöglich 100 Jahre oder älter zu werden. Aber Menschen altern unterschiedlich schnell. Und der Geburtstag ist nicht der beste Indikator dafür, wie alt man tatsächlich ist.

Lebensstilentscheidungen wie Ernährung, körperliche Betätigung und soziale Kontakte spielen eine Rolle, wenn es darum geht, den Tod hinauszuzögern oder ihn vorzeitig herbeizuführen. Doch noch bevor es dazu kommt, wirken sich diese Lebensstilentscheidungen entweder positiv oder negativ auf den inneren Zustand des Körpers aus.

Um herauszufinden, wie schnell man altert, stehen diese häufig verwendeten Methoden zur Verfügung:

1. Biomarker

Es gibt bestimmte Biomarker, die auf oxidativen Stress und bestimmte Alterungsprozesse hinweisen können, wie z.B. der Glykations-Endprodukte (AGEs), die mit Alterungsprozessen in Zusammenhang stehen.

2. Biologisches Alter

Diese Methode versucht, das biologische Alter zu bestimmen, das sich aus der Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren ergibt. Es gibt mehrere Tests, die auf verschiedenen biologischen Parametern basieren, wie z.B. Telomerlänge, Methylierungsmuster, Epigenetik-Tests, Immunfunktionstests usw.

3. Körperliche Tests

Einige körperliche Tests können angewendet werden, um das Alterungsverhalten zu beobachten. Hierzu zählen z.B. die Bestimmung der Muskelkraft, des Gleichgewichts und der Körperhaltung, die Messung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels und anderer Blutparameter.

4. Kognitive Tests

Die kognitive Funktion kann ein guter Indikator für den Alterungsprozess sein. Die Verwendung von kognitiven Tests kann dazu beitragen, den Alterungsprozess und den Rückgang der kognitiven Funktionen zu messen.

Wichtig zu beachten ist jedoch, dass keine Methode allein als absolute Messung verwendet werden kann, um zu bestimmen, wie schnell man altert.

Referenzen

  1. Olshansky, S. J. & Carnes, B. A. (2019). Inconvenient Truths About Human Longevity. The Journals of Gerontology: Series A, 74(Supplement_1), S7–S12. https://doi.org/10.1093/gerona/glz098
  2. Pilling, L. C., Atkins, J. L., Bowman, K., Jones, S. E., Tyrrell, J., Beaumont, R. N., Ruth, K. S., Tuke, M. A., Yaghootkar, H., Wood, A. R., Freathy, R. M., Murray, A., Weedon, M. N., Xue, L., Lunetta, K., Murabito, J. M., Harries, L. W., Robine, J. M., Brayne, C., . . . Melzer, D. (2016). Human longevity is influenced by many genetic variants: evidence from 75,000 UK Biobank participants. Aging, 8(3), 547–560. https://doi.org/10.18632/aging.100930
  3. Giuliani, C., Garagnani, P. & Franceschi, C. (2018). Genetics of Human Longevity Within an Eco-Evolutionary Nature-Nurture Framework. Circulation Research, 123(7), 745–772. https://doi.org/10.1161/circresaha.118.312562
  4. Worley SL. The Extraordinary Importance of Sleep: The Detrimental Effects of Inadequate Sleep on Health and Public Safety Drive an Explosion of Sleep Research. P T. 2018 Dec;43(12):758-763. PMID: 30559589; PMCID: PMC6281147.
  5. Mazzotti, D. R., Guindalini, C., Moraes, W. A. D. S., Andersen, M. L., Cendoroglo, M. S., Ramos, L. R. & Tufik, S. (2014). Human longevity is associated with regular sleep patterns, maintenance of slow wave sleep, and favorable lipid profile. Frontiers in Aging Neuroscience, 6. https://doi.org/10.3389/fnagi.2014.00134
  6. Virtanen, H. E., Voutilainen, S., Koskinen, T. T., Mursu, J., Kokko, P., Ylilauri, M. P., Tuomainen, T. P., Salonen, J. T. & Virtanen, J. K. (2019). Dietary proteins and protein sources and risk of death: the Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study. The American Journal of Clinical Nutrition, 109(5), 1462–1471. https://doi.org/10.1093/ajcn/nqz025
  7. Malerba, S., Turati, F., Galeone, C., Pelucchi, C., Verga, F., La Vecchia, C. & Tavani, A. (2013). A meta-analysis of prospective studies of coffee consumption and mortality for all causes, cancers and cardiovascular diseases. European Journal of Epidemiology, 28(7), 527–539. https://doi.org/10.1007/s10654-013-9834-7
  8. Poole, R., Kennedy, O. J., Roderick, P., Fallowfield, J. A., Hayes, P. C. & Parkes, J. (2017). Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ, j5024. https://doi.org/10.1136/bmj.j5024
  9. Kubo, E., Chhunchha, B., Singh, P., Sasaki, H. & Singh, D. P. (2017). Sulforaphane reactivates cellular antioxidant defense by inducing Nrf2/ARE/Prdx6 activity during aging and oxidative stress. Scientific Reports, 7(1). https://doi.org/10.1038/s41598-017-14520-8
  10. Mattson, M. P., Longo, V. D. & Harvie, M. (2017). Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Research Reviews, 39, 46–58. https://doi.org/10.1016/j.arr.2016.10.005
  11. Yang, Y. C., Boen, C., Gerken, K., Li, T., Schorpp, K. & Harris, K. M. (2016). Social relationships and physiological determinants of longevity across the human life span. Proceedings of the National Academy of Sciences, 113(3), 578–583. https://doi.org/10.1073/pnas.1511085112
  12. van den Brandt, P. A. & Brandts, L. (2020). Alcohol consumption in later life and reaching longevity: the Netherlands Cohort Study. Age and Ageing, 49(3), 395–402. https://doi.org/10.1093/ageing/afaa003
  13. Abdullah, S. M., Defina, L. F., Leonard, D., Barlow, C. E., Radford, N. B., Willis, B. L., Rohatgi, A., McGuire, D. K., de Lemos, J. A., Grundy, S. M., Berry, J. D. & Khera, A. (2018). Long-Term Association of Low-Density Lipoprotein Cholesterol With Cardiovascular Mortality in Individuals at Low 10-Year Risk of Atherosclerotic Cardiovascular Disease. Circulation, 138(21), 2315–2325. https://doi.org/10.1161/circulationaha.118.034273
  14. Furman, D., Campisi, J., Verdin, E., Carrera-Bastos, P., Targ, S., Franceschi, C., Ferrucci, L., Gilroy, D. W., Fasano, A., Miller, G. W., Miller, A. H., Mantovani, A., Weyand, C. M., Barzilai, N., Goronzy, J. J., Rando, T. A., Effros, R. B., Lucia, A., Kleinstreuer, N. & Slavich, G. M. (2019). Chronic inflammation in the etiology of disease across the life span. Nature Medicine, 25(12), 1822–1832. https://doi.org/10.1038/s41591-019-0675-0

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